
Herbstzeit ist Erntezeit - Christopher Paschmanns
12.10.2022
Baiting Carp Lakes Rigs Beginner
Er gilt als Erntezeit beim Karpfenangeln: der Herbst! Jetzt fressen sich die Fische ihr Pölsterchen an und die Chance auf Kapitale steht besonders gut. Stimmt das wirklich? Christopher Paschmanns klärt auf und erläutert, wie der Futterplatz wirklich zum Ernteplatz wird.

Draußen tobt der Wind, es nieselt und ich höre, wie die Wellen ans Ufer schlagen. Die Geräusche von außen übertönen das leise Bollern meiner Zeltheizung, die eine wohlige Wärme verströmt. Genau wie der dampfende frische Tee in meiner Tasse, an dem ich vorsichtig nippe. Brrr, dass ich mich aufwärme ist dringend nötig, denn der große, dunkle Schuppi, den ich gerade fangen konnte, hat mich im Drill lange auf Trapp gehalten. Und natürlich hatte ich bei der Eile mal wieder die Jacke im Zelt vergessen. Den ersten Biss auf dem Futterplatz zu bekommen, ist immer ein tolles Gefühl. Vor allem: Diese tolle Jahreszeit hat gerade erst begonnen. Ich liebe den Herbst! Je näher er dem Winter kommt, desto besser. Die Farben des Laubes ringsum, einen strammen Westwind im Gesicht, den Blick auf die Ruten und die Montagen liegen auf einem gut gepflegten Futterplatz – so stelle ich mir diese Jahreszeit vor. Und damit in diesem Herbst regelmäßig der Bissanzeiger ertönt, gehen wir hier mal ins Detail zur Angelei, die jetzt Fisch bedeutet.


Säen und ernten?
Wer viel reinwirft, holt auch viel raus heißt es oft im Herbst und so wird ordentlich geklotzt. Blöd nur, wenn das viele am Vereinssee machen. Mal etwas Biologie voraus: Unter Laborbedingungen wurden bei Aquarienkarpfen Sommer und Herbst imitiert. Von 25 Grad Celsius und 14 Lichtstunden täglich ging es innerhalb von drei Wochen in den „Herbst“ zu 15 Grad bei nur noch 8 Stunden Licht. Was machten die Fische? Sie schraubten ihre Nahrungsaufnahme um satte 50 Prozent zurück! Karpfen sind wechselwarm, ihre Aktivität hängt von der Umgebungstemperatur ab. Je wärmer das Wasser, ausreichend Sauerstoff vorausgesetzt, desto mehr Nahrung nehmen sie auf und desto schneller verwerten sie diese. Im Herbst beginnt das große Fressen? Nein, das stimmt so nicht ganz. Im Herbst nimmt nur die Naturnahrung drastisch ab und unser Angelfutter wird wieder deutlich attraktiver. Schwierig wird es nur dann, wenn alle nach dem Motto von oben vorgehen und klotzen statt zu kleckern. Denn dann gibt es wieder Nahrung im Überfluss für Karpfen, die im Vergleich zu ein paar Monaten zuvor weniger und langsamer fressen. In genau solchen Situationen klagen plötzlich alle über einen zähen Herbst mit viel Aufwand und wenig Fisch. Ich setzte sehr gerne auf das Säen, um zu ernten! Doch nur dann, wenn die Umstände top dazu passen. Heißt, ich habe mit einem Futterplatz Alleinstellung am Gewässer. Oder aber der Futtereintrag insgesamt hält sich in Grenzen, weil das Gewässer groß ist und der Bestand an Fischen es hergibt und die Angler sich untereinander ordentlich absprechen.

Fangen, nicht mästen
Der klassische „Herbst-Boilie“ ist, nennen wir es mal, besonders reichhaltig. Eine hoch proteinhaltige Fischmehlbombe. Fakt ist, dass Karpfen solche Köder insgesamt gut verdauen können und sie ihnen Proteine, Fette & Co liefern, die sie wunderbar umsetzen. Soweit, so gut. Aber: Solche Boilies sättigen die Fische auch stark. Und satt sind sie nicht so gut zu fangen. Schon seit mehreren Jahren setze ich daher auf ein ganz anderes Köderkonzept. Übrigens auch aus ökologischen Gründen, da ich es nicht vertretbar finde, größere Mengen tierischer Mehle in einem Angelköder zu verarbeiten, der ins Wasser geworfen wird, um Fische anzufüttern. Aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls vertraue ich voll auf Boilies, die auf Getreidemehlen aufbauen und Hefen wie andere Zutaten enthalten, die sie besonders leicht und schnell verdaulich machen. Wenn diese Köder dann noch echte Attraktoren haben – Buttersäure, Fermenterprodukte, gute Sweetner, um nur einige zu nennen – den Fisch also anziehen und ihm gut schmecken, dann habe ich damit einen gewaltigen Vorteile: Ich hole mir Karpfen auf den Platz und halte sie dort auch lange, ohne sie wirklich zu sättigen. Im direkten Vergleich mit „Fischmehl-Futterplätzen“ ging mein Ding jedenfalls schon oft voll auf. Und noch ein schöner Nebeneffekt: Brassen als ungeliebter Beifang stellen sich seltener auf dem Platz ein, da sie auf Fischmehl reagieren wie Haie auf Blut, die Getreideköder finden sie weniger spannend.


Keep control
Fast noch wichtiger, als die Fische zu fangen statt zu mästen ist mir, die Kontrolle zu behalten. Ich möchte wissen, was sich da unter Wasser zuträgt, ob mein Futter angenommen wird oder liegen bleibt. Die größte – voll verständliche – Kritik am Vorfüttern ist, dass das eingebrachte Futter liegen bleiben könnte, das Gewässer verunreinigt. Mittlerweile nutze ich eine Unterwasserkamera, um sicher zu sein. Wer vom Boot aus füttert oder seine Ruten ausbringt, findet online viele geeignete Modelle im Kasten und am Kabel. Vom Ufer aus lässt sich der Platz klasse mit der FishSpy kontrollieren. Diese wird wie eine Marker-Pose am Lotsystem an einer kräftigen Rute angebracht und ausgeworfen – bei Youtube sind dazu „Tutorials“ zu finden. Über das Smartphone lässt sich die Aufnahme der Kamera auslesen. Liegt bei der Kontrolle das Futter noch, bringe ich nichts mehr ein und füttere auch erst wieder, wenn es angenommen wurde.


Kein Futterplatz, und jetzt?
Das waren jetzt schon viele Zeilen über Futter und Futterplätze, nicht wahr? Doch was tun, wenn für die Vorbereitung die Zeit fehlt oder aber, wenn viele Plätze am Wahlgewässer schon in den Händen der Futterangler sind? Ganz ehrlich: Es kann schwierig werden, doch es kann uns auch richtig in die Karten spielen. Die Platzwahl und clevere Taktiken sind jetzt entscheidend! Grundsätzlich gilt für den Herbst, dass unsere Montagen in Sachen Tiefe im zweiten Drittel der Wassersäule liegen sollten. Heißt bei einem Baggersee mit maximal zehn Metern Tiefe sind wir in der Regel in sechs bis acht Metern Tiefe am Fisch. Die besten Erfahrungen habe ich mit ebenen Flächen mit solchen Tiefen gemacht, die an einer Struktur liegen. Beispiele: Die Uferkante, die auf sieben Meter fällt und die Tiefe dann länger hält, um auf zehn weiter abzubrechen, kann ein echter Hotspot sein und lädt die Fische zum Ziehen ein. Der tiefere Bereich hinter Plateaus ist auch nicht verkehrt. Besonders, wenn noch Kraut steht. Übrigens habe ich an stark befütterten Gewässern, wo ich mich nicht mehr mit der Kelle schwingend einreihen wollte, super Erfahrungen mit ganz wenig Futter gesammelt. Dann reicht zum Beispiel ein PVA-Stick oder Stringer mit wenigen attraktiven Boilies als Beifutter zum Köder. Oft verzichte ich auch ganz aufs Futter.


Herbst, nicht Winter!
Der Herbst ist die Abschiedsfeier des Sommers und wer richtig feiern will, bleibt bis zum Schluss. Tatsächlich beginnt für mich erst dann die beste Phase dieser Jahreszeit, wenn die meisten schon ihr Zeug für die Winterpause eingemottet haben: im November! Und in den letzten Jahren habe ich sogar bis Ende Oktober, Anfang November gewartet, bevor ich mir einen Futterplatz anlegte. Denn dann ist es wirklich ruhig am Wasser, ich kann mir sicher sein, dass ich den Platz auch für mich habe und wenige andere bringen Futter ein. Fällt die Wassertemperatur unter 10 Grad Celsius wird es erst so richtig interessant auf dem Futterplatz und wenn sie unter 8 Grad sinkt, kommt oft noch der besonders dicke Saisonabschluss. Aber damit muss es nicht getan sein, denn ein gut gepflegter Platz läuft oft bis in den Januar hinein. Dazu eignen sich dann besonders große und tiefe Baggerseen, die nicht so schnell auskühlen. Eine wichtige Grundregel gibt es dabei: Der Platz darf nicht überangelt werden! Wenn wir mit Futter arbeiten, dann mit dem Ziel, bei den Fischen Vertrauen aufzubauen und sie immer wieder auf den Platz zu holen. Wenn wir das überstrapazieren, ist es auch ganz schnell wieder vorbei mit dem Vertrauen. Mein Rhythmus: Ich füttere alle zwei Tage vor und gehe eine bis maximal zwei Nächte die Woche angeln. Nächte? Hat der Paschmanns denn nicht erst in seinem Beitrag zum Sommerangeln geschrieben, dass er meistens tagsüber fischt? Ja, hat er, gut beobachtet! Doch zum Herbst hin ändert sich das. Nicht nur, weil ich es einfach irre gemütlich finde, bei früher Dunkelheit im Zelt ein Buch zu lesen. Sondern auch, weil die Fische dann an vielen Gewässern ihr Verhalten umstellen und nachts wieder deutlich besser zu fangen sind.



10 Regeln für den Erfolg
Gut, der Herbst kann kommen! Um Sie nochmal kompakt bestens für das Saisonfinale mit kapitalen Karpfen zu rüsten, fasse ich hier zehn Regeln zusammen:
1 - Machen Sie es sich gemütlich, es kann rau zugehen wenn der Herbstwind weht! Für mich heißt das: Zeltheizung, heiße Getränke, Wärmflasche für die Füße, warme Kleidung und deftiges Essen – das nährt die Motivation.
2 -Wählen Sie ein passendes Gewässer, das nicht zu schnell auskühlt und unproduktiv wird. Tiefe Baggerseen eignen sich besonders gut.
3 - Die beliebtesten Plätze am See sind nix für den Futterplatz, denn da ist er dauernd besetzt – aber nicht von Ihnen. Unscheinbare Stellen sind besser. Je weiter die vom Parkplatz weg liegen, desto besser.
4 - Füttern Sie mit Köpfchen vor, geklotzt wird nur, wenn es sonst keiner macht! Grundsätzlich gilt: Weniger ist mehr!
5 - Reden hilft: Machen Sie sich einen Überblick wer wo was füttert. Schon zu viele am See? Gewässer wechseln!
6 - Setzen Sie auf Futter, das den Fischen schmeckt, das sie gut verdauen können, ohne davon schnell gesättigt zu werden. Mein Rat: hochverdauliche Kohlenhydrat-Boilies.
7 - Kontrollieren Sie den Futterplatz und füttern nur dann, wenn er wirklich angenommen wurde.
8 - Betreiben Sie gute Location, wenn Sie keinen Futterplatz anlegen. Setzen Sie auf attraktive Köder mit wenig Beifutter, wenn Sie trotz großer „Futterkonkurrenz“ punkten wollen.
9 - Der echte Herbst beginnt, wenn sich viele schon auf den Winter einstellen. Ziehen Sie durch, es wird belohnt – oft mit einem richtig großen Karpfen!
10 - Wichtigste Regel: Überangeln Sie den Platz nicht und seinen Sie nicht nachlässig beim Vorfüttern. Wind und Regen dürfen Sie davon nicht abhalten.

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